311 Seiten
Reiner Engelmann: Doch meine Seele hat Narben
Wie Niusia Horowitz dank Oskar Schindler den Holocaust überlebte
»Rein äußerlich sieht man mir nicht an, was ich als Kind durchmachen musste, doch meine Seele hat Narben.«
Die polnische Jüdin Niusia Horowitz ist sieben Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbricht und ihrer Kindheit ein abruptes Ende setzt. Im besetzten Krakau muss das Mädchen täglich mit ansehen, wie die Deutschen auf der Straße willkürlich Menschen schikanieren, verhaften und ermorden. Doch das ist erst der Beginn einer wahren Odyssee: Nach dem Krakauer Ghetto geht es weiter in das Gefangenenlager Plaszow und schließlich sogar für drei unendlich lange Wochen nach Auschwitz-Birkenau. Niusias Rettung ist, dass ihr Name und der ihrer Familie auf Oskar Schindlers Liste landet. Die Arbeit in seiner Fabrik rettet Niusia und den Ihren das Leben. Seit ihrer Rolle als Beraterin bei den Dreharbeiten von »Schindlers Liste« setzt sich die beeindruckende Zeitzeugin unermüdlich für das Erinnern ein und dafür, dass sich die Geschichte niemals wiederholt. Erschütternd, aufrüttelnd, zutiefst bewegend – ein eindringliches Plädoyer gegen das Vergessen
Wer sich halbwegs für den Holocaust interessiert, wird Steven Spielbergs Film „Schindler Liste“ kennen. Ein Film der aufwühlt, und betroffen macht. Ein Film der einen am Ende aber auch hinterlässt mit dem ziemlich simplen Gefühl: die jüdischen Menschen wurden von Oskar Schindler gerettet, Hollywood-Happy-End.
Wirklich Happy End? Nein, für Frau Niusia Horowitz, eine der Geretteten, gab es das nicht wirklich. Ihre Seele hat stets schmerzende Wunden ob der Erlebnisse während des Holocaust. Verfolgung, Schmähungen, Erniedrigungen, Angst, Schmerz, Hunger, das unmenschliche Leben im Ghetto und in den Lagern, der Verlust von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten, hinterließen tiefe Spuren. Frau Horowitz war Beraterin am Set des Films. Auch dadurch bekam er diese so wichtige große Authentizität. Doch was ein Spielfilm im Nachhinein nicht transportieren kann, sind die Gefühle, die Erinnerungen der Menschen welche die damaligen Qualen überlebten. Das können ausschließlich die Menschen, welche es selbst erlebten. Darum ist es heute ganz besonders wichtig, dass die letzten Überlebenden gehört werden. Der Autor Reiner Engelmann gab Frau Horowitz viel Raum, um zu berichten. Einiges was sie erzählte, wurde von Spielberg als Filmszenen verarbeitet. Beim lesen „ploppten“ diese bei mir dann als Erinnerung auf. Vertieften dabei noch die Fassungslosigkeit. Anderes was Frau Horowitz berichtet, fand nicht den Weg in den Film. Erlebnisse, die eventuell nicht mehr ins Script passten. Oder die zum Teil auch zu grausam waren, um sie darzustellen.
Wir könnten ein Buch zuklappen, einen Film abschalten, wenn wir es nicht mehr schaffen die geschilderten Gräuel zu ertragen. Die Opfer u. Leidtragenden hatten diese Möglichkeiten nie. Die Erlebnisse waren und sind für sie stets gegenwärtig. Darum kann es nur heißen NIE WIEDER. Es ist aber auch ein Bericht über Mut und Courage, sowie über ganz viel Menschlichkeit. Diese fanden zum Glück, selbst im Angesicht größter Gewalt, wo doch die Entmenschlichung der große Plan war, ihre Wege.
Das Buch ist sehr gut und verständlich geschrieben, weil es auch Jugendliche ab 14 ansprechen möchte. Gefallen hat mir ebenfalls das ausführliche Glossar mit Begriffen, Orten und Namen.
Fazit: unbedingt lesenswert.
Annett Taube
REZENSIONEN
- SWR2: „Doch meine Seele hat Narben” – Die Holocaust-Überlebende Niusia Horowitz
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SWR2
Reiner Engelmann erzählt die Geschichte der Holocaust-Überlebenden Niusia Horowitz
09.06.2022
- SWR2: Reiner Engelmann erzählt die Geschichte der Holocaust-Überlebenden Niusia Horowitz
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